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1. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 603

1916 - Trier : Lintz
603 Und die Stimme schwieg. Da hub die Orgel an, Da ward die Türe weit aufgetan, — Und das ganze heilige Hochamt lang Ein weißes, weißes Wasser vor der Kirchentüre sprang. 5. Die Domina. A. a. ©., S. 8. 1. Sie ritten dahin im Sonnenbrand Den rostigen Spieß in der Arbeitshand, Und als sie ritten stumm und still, Schrie im Tal ein Glöcklein hell und schrill. Da sprach der Hauptmann: „Domina, Deines Klosters letzte Stunde ist da!" 2. Ihre Äxte klopften ans Klostertor: „Nun, Frau Domina, komm hervor, Gestern brannte Sankt Alberts Abtei, Heute ist an dir die Reih', Gestern das Mönchsuest war lustige Beute, Bessere sind die Nönnchen heute! Heiligenkronen und Meßgewänder Geben blanken Helmscbmuck und Schärpenbänder!" 3. Von der Mauer droben sah sie herab, In den welken Händen den Hirtenstab, Unter dem weißen Schleiertuch Blitzten die Augen tief und klug, Und als sie aus den Hauptmann sah, Lächelte bitter die Domina. 4. „Jochen Ballenstedt, meiner Muhme Sohn!" Und zum nächsten dann: „Dich kannte ich schon, Als du am Zaun dich aufgereckt Und ich deine Hand voll Kirschen gesteckt!" Zum langen Lorenz, der neben ihm stand, Sprach sie: „Dich schlug ich ins Wickelband!" Und zum nächsten: „Bei Schnarre H und Feuergeschrei Stand ich deiner Mutter bei!" 5. Sie schwieg und sah auf die Schar im Sand, Da war keiner, den sie nicht gekannt. Bauern und Knechte, dicht gedrängt, Standen den Blick zu Boden gesenkt. Jochen Ballenstedt sprach: „Domina, hör': Deinen falschen Glauben abschwör, Bekenne dich frei zu Luthers Lehr', Dir und den Deinen gilt's Gut und Ehr'!" 6. Die Domina sah hinab voll Ruh': „Jochen, ich bin zu alt dazu, Fünfzig Jahre beugt' ich die Knie x) Schnarre: ein hölzernes, raffelndes Werkzeug, dessen sich in manchen Gegenden der Nachtwächter anstatt des Hornes bedient.

2. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 121

1916 - Trier : Lintz
121 11. Doch laß mich leben, daß am erreichten Ziel Ich sterbe, daß erst, wenn es gesungen ist, Das Lied von dir, ich triumphierend Über das Grab den erhabnen Weg geh'. 12. O du mein Meister, der du gewaltiger Die Gottheit lehrtest, zeige die Wege mir, Die du da gingst, worauf die Seher, Deine Verkündiger, Wonne sangen. 13. Dort ist es himmlisch. Ach, aus der Ferne Nacht Folg' ich der Spur nach, welche du wandeltest; Doch fällt von deiner Strahlenhöhe Schimmer herab, und mein Auge sieht ihn. 14. Tann hebt mein Geist sich dürstet nach Ewigkeit, Nicht jener kurzen, die auf der Erde bleibt; Nach Palmen ringt er, die im Himmel Für der Unsterblichen Rechte sprossen. 15. Zeig' mir die Laufbahn, wo an dem fernen Ziel Die Palme wehet! Meinen erhabensten Gedanken, lehr' ihn Hoheit, führ' ihm Wahrheiten zu, die es ewig bleiben, 16. Daß ich den Nachhall derer, die's ewig sind, Den Menschen singe, daß mein geweihter Arm Vom Altar Gottes Flammen nehme, Flammen ins Herz der Erlösten ströme! Christoph Martin Wieland. Christoph Martin Wieland wurde geboren am 5. September 1733 zu Oberholzheim bei Biberach in Schwaben. Von seinem Vater, einem pietistischen Pfarrer, sorgfältig erzogen, kam er mit dem 14. Jahre in die Erziehungs- anstalt zu Kloster Berge bei Magdeburg. Im Herbst 1750 ging er nach Tübingen, um die Rechte zu studieren, beschäftigte sich aber hauptsächlich mit den schönen Wissenschaften. Von Bodmer eingeladen, begab er sich nach Vollendung seiner Studien (1752) in die Schweiz und nahm für eine Zeit- lang die Stelle eines Erziehers in Zürich an. Befangen in einer frommen oder vielmehr frömmelnden Schwärmerei, die im Vaterhause begründet, auf der Schule zu Kloster Berge genährt und durch Bodmer auf ihren Höhepunkt geführt worden war, aber nichts gemein hatte mit Klopstocks hoher Begeisterung für die Religion, hatte er bis dahin eine Reihe von Gedichten geschrieben, denen schon Lessing die Unnatur der Empfindung angemerkt hatte. Dahin gehören „Die Natur der Dinge" 1751, „Zwölf moralische Briefe in Versen", „Anti- Ovid" 1752, „Empfindungen eines Christen" 1755. Doch bereits in Zürich und noch mehr in Bern, wohin er 1759 übergesiedelt war, begann Wieland sich infolge seines Verkehrs mit bedeutenden Menschen und der eindringenden Beschäftigung mit der Literatur der Franzosen, Italiener und Engländer') von jener schwärmerischen Richtung abzuwenden. Die entscheidende Wendung aber x) Wieland besorgte die erste deutsche Übersetzung Shakespeares 1762—1766.

3. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 141

1916 - Trier : Lintz
141 4. Doch in deiner Überwinderkrone Senkst du noch den Engelblick auf mick, Betest für mich an Jehovas Throne, Und Jehova höret dich. 5. Schwebe, wann der Tropfen Zeit verrinnet, Den mir Gott aus seiner Urne gab, Schwebe, wann mein Todeskampf beginnet, Auf mein Sterbebett herab, 6. Daß mir deine Palme Kühlung wehe, Kühlung, wie von Lebensbaumen tränst, Daß ich sonder Graun die Taler sehe, Wo die Auferstehung reift, 7. Daß ich mit dir durch die Himmel schwebe, Wonnestrahlend und beglückt wie du, Und auf einem Sterne mit dir lebe Und in Gottes Schoße ruh'!, 8. Grün' indessen, Strauch der Rosenblume, Deinen Purpur auf sein Grab zu streun! Schlummre, wie im stillen Heiligtume, Hingesäetes Gebein! 6. Auftrag. (1775.) A. a. O-, S. 61. 1. Ihr Freunde, hänget, wann ich gestorben bin, Die kleine Harfe hinter dem Altar auf, Wo an der Wand die Totenkränze Manches verstorbenen Mädchens schimmern. 2. Der Küster zeigt dann freundlich dem Reisenden Die kleine Harfe, rauscht mit dem roten Band, Das, an der Harfe festgeschlungen, Unter den goldenen Saiten flattert. 3. „Oft", sagt er staunend, „tönen im Abendrot Von selbst die Saiten leise wie Bienenton; Die Kinder, hergelockt vom Kirchhof, Hörten's und sahn, wie die Kränze bebten." Friedrich Leopold Graf zu Stolberg. Friedrich Leopold Graf zu Stolberg, geboren am 7. November 1750 zu Bramstedt in Holstein, studierte in Göttingen. trat 1776 in dänische Dienste, wurde 1789 dänischer Gesandter in Berlin, 1791 lübischer Kammerpräsident in Eutin. Im Jahre 1800 legte er sein Amt nieder und trat mit seiner ganzen Familie — die älteste Tochter ausgenommen — in Münster zur katho- lischen Kirche über; hier lebte er mehrere Jahre im Kreise der Fürstin Galitzin, seit 1812 zu Tatenhausen bei Bielefeld. Von seinen früheren Freunden ent- fremdeten sich ihm namentlich Voß und Jacobi, ersterer bis zur Feindseligkeit.

4. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 42

1893 - Trier : Lintz
42 v 2. Aus dem Cherubinischen Wandersmann. 1. Ich weiß nicht, was ich bin; ich bin nicht, was ich weiß. Ein Ding und nit ein Ding: ein Tüpfchen und ein Kreis. 2. Gott liebt mich über sich; lieb' ich ihn über mich, So geb' ich ihm so viel, als er mir giebt aus sich. 3. Wer in dem Nächsten nichts als Gott und Christum sieht, Der siehet mit dem Licht, das aus der Gottheit blüht. 4. Die Ros' ist ohn warum, sie blühet, weil sie blühet, Sie acht't nicht ihrer selbst, fragt nicht, ob man sie siehet. 5. Nicht du bist, der da lebt, denn das Geschöpf ist todt; Das Leben, das in dir dich leben macht, ist Gott. 6. Kein größer Heiligtum kann man auf Erden finden Als einen keuschen Leib mit einer Seel ohn Sünden. 7. Viel wissen ist zwar fein: doch giebt's nicht solche Lust, Als sich von Kindheit an nichts böses sein bewußt. 8. Ein Fünklein außrm Feuer, ein Tropfem äußrem Meer, Was bist du doch, o Mensch, ohn deine Wiederkehr? 9. Mensch, geh nur in dich selbst. Denn nach dem Stein der Weisen Darf man nicht allererst in fremde Lande reisen. 10. Führwahr, wer diese Welt recht nimmt in Augenschein, Muß bald Demokritus, bald Heraklitus sein. H^auk Gerhardt. Paul Gerhardt wurde geboren 1606 zu Gräfenhainichen, studierte in Wittenberg, wurde daun zunächst Pfarrer in Mittenwalde und 1657 Diakon an der Nikolaikirche in Berlin. Als Gegner der Union verstieß er gegen das Religionsedikt des großen Kurfürsten, welcher dogmatische Streitigkeiten, namentlich das „unkirchliche Verketzern, Verlästern und Verdammen" Anders- gläubiger untersagte, wurde seines Amtes entsetzt, aber von seiner Gemeinde liebreich unterstützt. Im I. 1660 wurde er Prediger in Lübben an der Spree und starb 1676. 1. Vertrauen auf Gott. 1. Befiehl du deine Wege Und was dein Hertze kränckt Der allertreusten Pflege Des, der den Himmel lenckt! Der Wolcken, Lufft und Winden Gibt Wege, Laufs und Bahn, Der wird auch Wege finden, Da dein Fuß gehen kann. 2. Dem Herren mußt du trauen, Wenn dir's soll wohl ergehn; Auff sein Merck mußt du schauen, Wenn dein Merck soll bestehn. Mit Sorgen und mit Grämen Und mit selbsteigener Pein Läßt Gott ihm gar nichts nehmen; Es muß erbeten sein. 3. Dein ew'ge Treu und Gnade, O Vater, weiß und sieht, Was gut sei oder schade Dem sterblichen Geblüt; Und was du dann erlesen, Das treibst du, starker Held, Und bringst zum Stand und Wesen, Was deinem Rat gefällt. 4. Weg' hast hast du allerwegen, An Mitteln fehlt Dir's nicht; Dein Thun ist lauter Segen, Dein Gang ist lauter Lickt;

5. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 52

1893 - Trier : Lintz
52 Theodorus. Wohl, wobl, Marschall! Man befehle dem Schatzmeister, daß man den Komö- dianten so viel mal 15 Gülden gebe, als sie Säue gemacht. P. S q u e n z. Großen Dank, großen Dank, lieber Herr König! Hütten wir dieses gewußt, wir wollten mehr Sän gemacht haben. Doch ich höre wohl, wir bekomnien nur Trankgcld für die Sän, und für die Komödie nichts. Aber es schadet nicht. Wir sind hiermit wohl vergnügt. Gute Nacht, Herr König. Gute Nacht, Frau Königin, gute Nacht, Junker, gute Nacht, Jungfer, gute Nacht, ihr Herren alle mit einander! Nehmet vor diesmal mit unsern Säuen vor gut, auf ein andermal wollen wir deren mehr machen, und so große, als der größeste Bauer, der unter dem ganzen Haufen gewesen. Theodorus. Kurzweils genug vor diesen Abend; wir sind müder vom Lachen als vom Zu- sehen. Daß man die Fackeln anzünde und uns in das Zimmer begleite! Kßriitoffet von Grimmelshausen. Geb. 1625 zu Gelnhausen; als zehnjähriger Knabe von Hessen aufge- griffen; mußte Soldat werden. Später eignete er sich wissenschaftliche Bildung an und wurde bischöflich straßbnrgischer Schultheiß zu Renchen am Schwarz- wald. Er starb 1676. Sein Roman „Simplicissimus" enthält ein lebensvolles Gemälde des 30jäh- rigcn Krieges und der damals herrschenden Sittenverwilderung. Simplicissimus ist als Kind von einem Bauern gefunden und auferzogen. Soldaten kommen und brennen seines Erziehers Wohnung nieder. Er kommt zu einem Einsiedler und empfängt von diesem die erste Bildung. Nach dem Tode des Einsiedlers streift er längere Zeit umher und findet endlich Ausnahme bei dem Gouverneur von Hanau, der ihn die Rolle eines Narren spielen läßt. Später erlebt er die wechselvollsten Schicksale, erlangt Reichtum, große Ehrenstellen, verliert sein Vermögen und erlebt von neuem eine Reihe wilder Abenteuer. Inzwischen erfährt er, daß jener Einsiedler, ein Herr Sternsels von Fuchs- heim, sein Vater gewesen ist, der Gouverneur von Hanau aber sein mütterlicher Oheim. In der Erkenntnis, daß alles auf Erden eitel sei, zieht er sich nun ebenfalls in die Einsamkeit zurück und lebt einzig seinem Seelenheil. Simplicissimus und der Einsiedler. 1. Was gestalten mir wieder zu mir selbst geholfen worden, weiß ich nicht, aber dieses wohl, daß ich aus dem hohlen Baume mich befand, der Alte meinen Kopf in seinem Schooß und vorn meine Juppe geöffnet gehabt. Als ich mich wieder erholte, da ich den Einsiedler so nahe bei mir sah, fing rch ein solch grausames Geschrei an, als ob er mir im selben Augenblick das Herz ans dem Leib hätte reißen wollen. Er aber sagte: „Mein Sohn, schweig! ich thue dir nichts! sei zufrieden! 2c." Jemehr er mich aber tröstete und mir liebkoste, je mehr ich schrie: „O du frißt mich! O du frißt mich! du bist der Wolf und willst mich fressen!" „Ei ja wohl nein, mein Sohn," sagte er, „sei zufrieden, ich friß dich nicht!" Dies Gefecht und erschreckliches Geheul verführte ich sehr lange, bis ich mich endlich so weit ließ weisen, mit ihm in seine Hütte zu gehen; darin war die Armuth selbst Hofmeisterin, der Hunger Koch und der Mangel Küchenmeister. Da wurde mein Magen mit einem Gemüse und Trunk Wassers gelabet und mein Gemüth, so ganz verwirret war, durch des Alten tröstliche Freundlichkeit wieder aufgerichtet und zurecht gebracht. Derowegen ließ ich mich durch die Anreizung des süßen Schlafes leicht bethören, der Natur solche Schuldigkeit abzulegen. Der Ein- siedel merkte meine Nothdurft, darum ließ er mir den Platz allein in seiner Hütte, weil nur einer darin liegen konnte. Ungefähr um Mitternacht erwachte ich wieder und hörte ihn folgendes Lied singen, welches ich hernach auch gelernet: Komm, Trost der Nacht, o Nachtigall! Komm, komm, und lob den Schöpfer dein. Laß deine Stimm nüt Freudenschall Weil andre Vöglein schlafen sein, Aufs lieblichste erklingen; Und nicht mehr mögen singen.

6. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 121

1893 - Trier : Lintz
121 10. Zur Linken wende dn dich, ich will Zu der Rechten hin halbkreisend mich drehn. Nimm den Schwung, wie dn mich ihn nehmen siehst! Also! Nun fleug schnell mir vorbei! 11. So gehen wir den schlängelnden Gang An dem langen User schwebend hinab. Künstle nicht! Stellung wie die lieb' ich nicht, Zeichnet dir auch Preislerz nicht nach. 12. Was horchst dn nach der Insel hinauf? Unerfahrne Läufer tönen dort her. Huf und Last gingen noch nicht übers Eis, Netze noch nicht unter ihm fort. 13. Sonst späht dein Ohr ja alles; vernimm, Wie der Todeston wehklagt auf der Flut; 0, wie tont's anders, wie hallt's, wenn der Frost Meilen hinab spaltet den See! 14. Zurück! Laß nicht die schimmernde Bahn Dich verführen, weg vom User zu gehn! Denn wo dort Tiefen sie deckt, strvmt's vielleicht, Sprudeln vielleicht Quellen empor. 15. Den ungehörten Wogen entströmt, Dem geheimen Quell entrieselt der Tod. Glittst dn auch leicht wie dies Laub, ach, dorthin — Sänkest du doch, Jüngling, und stürbst! tzßristopt) Martin Wieland. Christoph Martin Wieland wurde geboren am 5. September 1733 zu Oberholzheim bei Biberach. Von seinem frommsinnigen Vater sorgfältig erzogen, kam er mit dem 14. Jahre in die Erziehungsanstalt zu Kloster Bergen bei Magdeburg. Im Herbst 1750 ging er nach Tübingen, um die Rechte zu studieren, beschäftigte sich aber hauptsächlich mit den schönen Wissen- schaften. Von Bodnier eingeladen, begab er sich nach Vollendung seiner Studien (1752) in die Schweiz und nahm für eine Zeitlang die Stelle eines Erziehers in Zürich an. Befangen in einer frommen oder vielmehr frömmelnden Schwärmerei, die im Vaterhaufe begründet, auf der Klosterschule zu Bergen genährt und durch Bodmer auf ihren Höhepunkt geführt war, aber nichts gemein hatte mit Klopstocks hoher Begeisterung für die Religion, hatte er bis dahin eine Reihe von Gedichten geschrieben, denen schon Kritiker wie Lessing die Unnatur der Empfindung angemerkt hatten. Dahin gehören: „Von der Natur der Dinge oder der vollkommensten Welt" 1751, „Moralische Briefe", „Antiovid" 1752, „Empfindungen eines Christen" 1755. Da trat in seinem Leben eine bedeutungsvolle Wendung ein. Seit 1760 in seiner Vaterstadt als Kanzleidirektor angestellt, verkehrte er viel im Hause des kurmainzischen Ministers, Grafen Stadion, der ihn in das geistig interessante Wohlleben der höheren Stände einführte. Hier herrschte damals noch französischer Geschmack, und Wieland wurde mit der Litteratur der Franzosen, Italiener *) Professor an der Malerakademie zu Kopenhagen.

7. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 140

1893 - Trier : Lintz
140 3. Siehst das Buch der Welten aufgeschlagen, Trinkest durstig aus des Lebens Quell; Nächte, voll von Labyrinthen, tagen, Und dein Blick wird sonnenhell. 4. Doch in deiner Überwinderkrone Senkst du noch den Vaterblick aus mich, Betest für mich an Jehovahs Throne, Und Jehovah höret dich. 5. Schwebe, wann der Tropfen Zeit verrinnet, Den mir Gott aus seiner Urne gab, Schwebe, wann der Todeskampf beginnet, Auf mein Sterbebett herab, 6. Daß mir deine Palme Kühlung wehe, Kühlung, wie von Lebensbäumen tränst; Daß ich sonder Graun die Thäler sehe, Wo die Auferstehung reift; 7. Daß mit dir ich durch die Himmel schwebe, Wonnestrahlend und beglückt wie du, Und mit dir auf einem Sterne lebe, Und in Gottes Schoße ruh! 8. Grün' indessen, Strauch der Rosenblume, Deinen Purpur auf sein Grab zu streun. Schlummre, wie im stillen Heiligtume, Hingesäetes Gebein. 6. Auftrag. 1. Ihr Freunde hänget, wann ich gestorben bin, Die kleine Harfe hinter dem Altar aus, Wo an der Wand die Totenkränze Manches verstorbenen Mädchens schimmern. 2. Der Küster zeigt dann freundlich dem Reisenden Die kleine Harfe, rauscht mit dem roten Band, Das, an der Harfe festgeschlungen, Unter den goldnen Saiten flattert. 3. Oft, sagt er staunend, tönen im Abendrot Von selbst die Saiten leise wie Bienenton; Die Kinder, hergelockt vom Kirchhof, Hörten's und sahn, wie die Kränze bebten. Ariedrich Leopold Graf zu Stotöerg. Friedr. Leop. Graf zu Stolberg, geb. 1750 zu Bramstedt in Holstein, studierte in Göttingen, trat 1774 in dänische Dienste, wurde 1789 dänischer Gesandter in Berlin, 1791 Präsident in Eutin. Im Jahre 1800 legte er sein Amt nieder und trat in Münster mit seiner ganzen Familie — die älteste Tochter ausgenommen — zur kathol. Kirche über; hier lebte er mehrere Jahre im Kreise der Fürstin Galizin, seit 1812 zu Tatenhausen bei Bielefeld. Von seinen früheren Freunden entfremdeten sich ihm namentlich Voß und Jakobi, ersterer bis zur Feindseligkeit. Er starb im I. 1819 auf dem Gute Sonder-

8. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 186

1893 - Trier : Lintz
186 Stillingz. Die Schriftsteller, für welche die Freunde schwärmten, waren Homer, Shakespeare und Ossian. Zn allen diesen Anregungen kam nun noch das Verhältnis des Dichters zu Friderike Brion, der Tochter des Pfarrers von Sessenheim. Nachdem Gvthe im August 1771 promoviert hatte, ging er wieder ans kurze Zeit nach Frankfurt. Damals machte er die Bekanntschaft des Kriegsrates Joh. Heinr. Merck (1741—1791), welcher für ihn durch die geistreiche Schärfe der Kritik bedeutungsvoll wurde. Im Frühjahr 1772 ging Gvthe nach Wetzlar, um sich dort nach seines Vaters Wunsch mit dem deutschen Staats- und Civilrecht bekannt zu machen; doch trieben ihn die Ver- hältnisse noch im selben Jahre wieder nach Frankfurt zurück. Hier erschien 1773 sein Schauspiel: „Götz von Berlichingen", welches Göthes Dichter- ruhm begründete; 1774 folgte der Roman: „Die Leiden des jungen Werther". Um diese Zeit lernte er mehrere bedeutende Persönlichkeiten kennen, welche ans ihren Reisen in seines Vaters Hanse willkommene Gäste waren, unter anderen Klopstock, Lavaterh, die beiden Grasen Stolberg und Friedr. Heinr. Jakobih. Am folgenreichsten für ihn aber war die Bekanntschaft mit dem Erbprinzen Karl August von Weimar, der ihn zuerst in Frankfurt, dann in Karlsruhe sah (Gvthe war damals mit den Ge- brüdern Stolberg ans einer Reise in die Schweiz begriffen) und ihn zu einem Besuche in Weimar einlud. — Am 7. Nov. 1775 traf Gvthe in Weimar ein. Hier wurde er bald der Mittelpunkt des geistreichen Kreises, den die Herzogin Mutter und ihr Sohn um sich sammelten. Zu diesem Kreise gehörte außer Wieland: Karl Ludwig von Knebel, der Erzieher des jüngeren Prinzen Konstantin, der Märchendichter Mnsäus, der Kabinetssekretär Friedr. Justin Bertnch, die Kammerherren Friedr. Hildebrand von Einsiedel und Siegis- ninnd von Seckendorfs; 1776 wurde Herder berufen, und 1799 verlegte auch Schiller seinen Wohnsitz nach Weimar. Zwischen Gvthe und dem Herzog entwickelte sich bald ein Verhältnis der innigsten Freundschaft, und der letztere wußte seinen Freund durch eine feste Anstellung an seinen Hof zu fesseln. Gvthe wurde 1776 Legationsrat, 1779 Geheimrat, wurde 1782 geadelt und gleich daraus zum Kammerpräsidenten ernannt. Trotz seiner vielen Amts- geschäfte erlahmte Göthe in seiner dichterischen Thätigkeit nicht; es fallen in diese Zeit seine ersten Versuche im Epigramm und in der Romanze, Hymnen und Oden sowie die aus Anlaß einer Reise nach der Schweiz (1779) geschrie- benen „Briese aus der Schweiz." Da er sich aber nicht mit voller Kraft der Dichtkunst widmen konnte, auch in seinen Mußestunden durch vielerlei Zer- streuungen in Anspruch genommen >var, so mußte er mehrere Werke, die er begonnen hatte, unvollendet lassen; darüber entstand in ihm ein Zweifel an seinem Dichterberuf, und er wandte sich den Naturwissenschaften zu, fand sich aber auch durch diese nicht befriedigt. Aus diesem Zustand rettete ihn eine Reise nach Italien, die er im September 1786 antrat. Hier gediehen unter ') Geb. 1741 als Sohn armer Köhler im Dorfe Gmünd im Nassauischen, lernte das Schneiderhandwerk, wurde Schullehrer, studierte 30 Jahre alt Medizin; später Hofrat und Professor zu Heidelberg, gest. 1817 zu Karlsruhe. Schrieb: „Heinrich Stillings Jugend, eine wahrhafte Geschichte" 1777. — 2) Joh. Kasp. Lavater, geb. 1741 in Zürich, Prediger daselbst, gest. 1801. Schrieb unter andern:: „Physiognomische Frag- mente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe" 1775—78. — 3) Bruder des Dichters Joh. Georg Jakobi. Vgl. S. 82.

9. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 160

1893 - Trier : Lintz
160 eines Küsters und Kantors versah. Als Famulus in das Haus des Diakonus Trescho aufgenommen, durste der sechzehnjährige Knabe an den Lehrstunden teilnehmen, welche jener seinen Söhnen im Lateinischen und Griechischen gab. Im Jahre 1762 folgte er der Einladung des russischen Regiments- chirurgen Schwarzerloh, welcher sich erbot, ihn in Königsberg die Chirurgie lernen zu lassen, und ihm für später die Mittel zum Studium der Medizin in Allssicht stellte. Da er aber bei der ersten Sektion ohnmächtig wurde, so gab er das Studium der Medizin ans und studierte im Vertrauen ans seine eigenen Kräfte Theologie. Er lebte nun längere Zeit, einzig ans Privat- unterricht angewiesen, in drückenden Verhältnissen, bis er durch Vermittelung einflußreicher Männer ein Stipendium erhielt. Von großem Einfluß wurde für ihn die Bekanntschaft mit Kant und besonders die mit Hamanns, der ihn auf Ossian, Shakespeare und auf die Bedeutung der Volkspoesie auf- merksam machte. Im I. 1764 ging Herder nach Riga als Lehrer an der Dvmschule; später wurde er daselbst Prediger. Im I. 1769 legte er seine Stelle liieder, um die besten Erziehungsanstalten des Auslandes kennen zu lernen. Die Reise, die er nun antrat, wurde der Wendepunkt seines Lebens. Er nahm in Paris den Antrag an, einen Prinzen von Holstein-Eutin, der zum Trübsinn neigte, nach Italien zu begleiten; er kam aber nur bis Straß- burg, da er sich zur Heilung eines Augenübels einer schmerzlichen, freilich erfolglosen Operation unterwerfen mußte. Hier wurde er auch mit Göthe bekannt, ans dessen Entwicklung er nicht geringen Einfluß übte. Ein Jahr darauf, 1771, folgte er einem Rufe als Hosprediger und Konsistorialrat nach Bückebnrg; 1776 trug ihm Göthe im Namen des Herzogs von Weimar eine Stelle als Generalsuperintendent und Oberpfarrer in Weimar an, welche er denn auch sogleich annahm. Im Jahre 1788 machte er eine Reise nach Italien, teilweise als Begleiter der Herzogin Amalie. Einen Ruf nach Göt- tingen als Professor der Theologie lehnte er ab, wurde dafür aber vom Herzog zum Vicepräsidenten und 1801 zum Präsidenten des Oberkonsistorinms in Weimar ernannt; in demselben Jahre wurde er durch den Kurfürsten von Baiern geadelt Nach längerer Kränklichkeit starb er am 18. Dezember 1803. — Herders schriftstellerische Thätigkeit war außerordentlich umfassend; sie erstreckte sich auf alle möglichen Gebiete, namentlich auf Theologie, Philosophie, Geschichte und Dichtknnst. Es sind zu unterscheiden: 1. Dichtungen, sowohl eigene, namentlich Legenden, Allegorieen, Parabeln, Paramythieen und Epigramme, als auch Übertragungen oder vielmehr freie Nachbil- dungen aus fremden Sprachen. Zu diesen gehören: 1. „Stimmen der Völker in Liedern" 1778 und 79, eine Sammlung von Volksliedern in 6 Büchern, enthaltend Lieder aus dem hohen Norden, dem Süden, aus dem Nordwesten (Ossian), Skalden- lieder, deutsche Volkslieder und Lieder der Wilden. 2. „Der Cid, nach spanischen Romanzen besungen" 1803 (nach Herders Tode herausgegeben). Es sind darin (70) spanische Romanzen, welche die Thaten des Helden Rodrigo Diaz, Grafen von Vivar, genannt „Cid", vollständig Cid el battal (Herr der Schlacht), besingen, zu einem Ganzen vereinigt Das Gedicht besteht aus vier größeren Abschnitten: Der Cid unter 0 Vgl. S. 82. — 2) Johann Georg Hamann, geb. 1730 zu Königsberg, starb nach einem außerordentlich wechselvollen Leben in Münster 1788, wo er eine freundliche Aufnahme im Kreise der Fürstin von Galizien gefunden hatte. Wegen seines dunkeln, orakelhaften Wesens in Rede und Schrift nannte man ihn den Magus des Nordens. Mehrere seiner Abhandlungen sammelte er unter dem Titel „Kreuzzüge des Philologen Tt An“ 1762. Eine dieser Abhandlungen: „Aesthetica in nuce“ enthält bereits alle Keime der Herderschen Lehre über Poesie.
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